Mündener Allgemeine vom 17.03.2023

 

Verträumter Blick mit Geige

 

SCHÄTZE IM MUSEUM - Eberlein traf Lili Petschnikoff
Von Bettina Wienecke

 

Große Anmut: Das 66 Zentimeter hohe Gipsmodel der Geigenvirtuosin Lili Petschnikoff (1874-1957) von Gustav Heinrich Eberlein ist bereits 121 Jahre alt. Foto: Bettina Wienecke

Hann. Münden – Das Städtische Museum im Welfenschloss in Hann. Münden wurde 1898 als Altertümer- und Eberleinmuseum gegründet. Prof. Gustav Heinrich Eberlein (1847-1926) war einer der bekanntesten Bildhauer, Maler und Dichter der wilhelminischen Epoche. Im Museum wird bis heute eine wechselnde Auswahl seiner Werke ausgestellt.

 

Besonders das Gipsmodell, das Lili Petschnikoff zeigt und im Jahr 1902 entstand, wird immer wieder gern präsentiert. Es zeigt die Konzertviolinistin mit einem Fragment ihrer Geige. Ihr Blick schweift in die Ferne: Sie scheint zu träumen oder dem Klang ihres Instruments, einer Stradivari, zu lauschen. Während sich Gustav Eberlein auf einem Relief, das im Museum zu sehen ist, selbst mit vollem Haar und längerem Bart recht grob darstellt, könnten die Züge der damals 28-jährigen Geigerin nicht feiner ausgearbeitet sein.

 

Lili Petschnikoff (1874-1957) wurde als Lili Schober in Chicago in den USA geboren. Sie verbrachte einen Großteil ihrer Jugend im Ausland, studierte Violine bei dem bedeutenden Violinisten Joseph Joachim in Berlin und trat in Europa und den USA auf. Sie heiratete den Geiger, Komponisten und Musiklehrer Alexander Petschnikoff (1873-1949).

 

Verlobt hat sich das Paar auf einer Bahnfahrt von Berlin nach Hann. Münden. Dort besuchte es Gustav Eberlein auf seinem Sommersitz, der Eberburg. Die Geigenvirtuosen bekamen drei Kinder, die Töchter Tatjana und Nadja sowie den Sohn Sergei, ließen sich später aber wieder scheiden. Während des Ersten Weltkriegs zog Lili Petschnikoff nach Los Angeles. 1931 wurde sie Kammermusikpartnerin des Physikers und Nobelpreisträgers Albert Einstein (1879-1955), der am California Institute of Technology arbeitete und gern mit ihr Geige spielte. Lilis Haus in der Nähe der Hollywood Bowl war ein Treffpunkt von Musikern und Kunstfreunden. Die 1922 eröffnete Freilichtbühne befindet sich nördlich von Hollywood. Sie bietet über 18 000 Zuschauern Platz und wird meist für Musikveranstaltungen genutzt. Die Violinistin starb 1957 mit 82 Jahren in Los Angeles. Ihre Autobiografie „The World At Our Feet“ („Die Welt zu unseren Füßen“) wurde elf Jahre nach ihrem Tod durch ihren Sohn Sergei veröffentlicht.

 

Mündener Allgemeine vom 24.02.2023

 

Eberlein und der Löwe

 

SCHÄTZE IM MUSEUM - Die Reliefe des Mundenia-Denkmals

Von Bettina Wienecke

 

Hann. Münden – Der in Münden aufgewachsene Gustav Heinrich Eberlein (1847- 1926) war nach dem Bildhauer Reinhold Begas (1831- 1911) der meist beschäftigte Künstler der Berliner Bildhauerschule im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert.

Eberleins Schaffen umfasste Werke der Bildhauerei in Form von rund 600 Skulpturen, der Malerei (etwa 300 Bildwerke) und der Dichtkunst (200 Gedichte und Prosa). 1872 verschaffte ihm der umstrittene Auftrag für das spendenfinanzierte Mündener Gefallenen-denkmal „Mundenia“ künstlerischen und wirt-schaftlichen Erfolg. Es folgten zahlreiche Großdenkmäler und Standbilder. Im Anschluss konnte der Künstler viele freie Werke auch ohne Auftrag ausführen.

Neben der weiblichen Figur, der Mundenia, dargestellt in der Art der Germania, verfügte das Denkmal, das am 2. September 1873 enthüllt wurde, über vier Ehrentafeln am Sockel. Die Reliefplatten aus Zinkguss blieben erhalten und gingen an das Städtische Museum im Welfenschloss. Für die Ausstellung „Von Münden in die Welt!“, die anlässlich des 175. Geburtstages des Bildhauers, Malers und Poeten Gustav Heinrich Eberlein stattfand, wurden sie aus dem Museumsdepot geholt und gemeinsam mit der Reproduktion einer alten Fotografie des Mundenia-Denkmals gezeigt.

Die vorn angebrachte Tafel diente als Widmung für Mündens Kämpfer im Krieg gegen Frankreich 1870/1871. Auf der rechten Tafel ist Klio zu sehen, die Muse der Heldendichtung und Geschichtsschreibung (die „Rühmerin“).

Der Löwe auf der linken Platte, die Gustav Eberlein gestaltete, ruht nicht, er stirbt. Die Rückseite nennt die neun Mündener, die ihr Leben im dritten Einigungskrieg verloren, ihren jeweiligen Rang und die Nummern ihrer Regimenter.

Das Mundenia-Denkmal stand bis 1955 an der Bahnhofstraße in den Wallanlagen. Dann wurde es abgebaut. 1962 soll die Figur der Mundenia, die aus Zinkguss bestand, an einen Schrotthändler gegangen sein. Die vier Reliefplatten entgingen der Verschrottung, sie kamen ins Depot des Städtischen Museums.

 

 

 

Mündener Allgemeine vom 10.02.2023

 

Von Münden in die Welt

 

Band mit Vorträgen zur Eberlein-Ausstellung veröffentlicht

 

Von Ekkehard Maass

Hann. Münden – Unter dem Titel „Von Münden in die Welt!“ hat der Verein Gustav-Eberlein-Forschung jetzt eine weitere Arbeit über das Leben und Werk des Bildhauers, Malers und Poeten Gustav Heinrich Eberlein veröffentlicht.

Dabei handelt es sich um ein Buch mit den Vorträgen aus dem Begleitprogramm zu der großen Sonderausstellung zum 175. Geburtstag des Künstlers im vergangenen Jahr im Städtischen Museum. 600 Besucher haben sie besucht. Ein sehr gutes Ergebnis, so Elgard Steinmüller, Geschäftsführerin des Vereins Gustav-Eberlein-Forschung, der die Ausstellung konzipiert hat. Dazu hatte der Verein auch einen Ausstellungskatalog unter dem Titel herausgebracht.

Auch die neue Schrift beleuchtet unter verschiedenen Aspekten das Leben und Werk Eberleins, der am 14. Juli 1847 in Spiekershausen geboren, in Hann. Münden aufgewachsen ist und um 1900 zu den bedeutendsten Künstlern in Deutschland zählte. Auch in diesem Band geht es um das Thema eines großen international bekannten Künstlers, der in Vergessenheit geriet und wiederentdeckt wurde. In vielen Museen stehen Eberleins Werke und werden bis heute immer wieder für Ausstellungen nachgefragt.

So zeigte die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn 2019 in ihrer Schau „Goethe. Verwandlung der Welt“ Eberleins Goethe-Denkmal aus dem Bestand des Mündener Museums. Es handelte sich dabei um das original Gipsmodell Eberleins für sein neun Meter hohes Goethe-Monument aus weißem Carrara-Marmor, das Kaiser Wilhelm II. 1902 der Stadt Rom schenkte und das bis heute in der Parkanlage der Villa Borghese steht.

Das Mündener Gips-Original hat inzwischen in Düsseldorf eine neue Heimat gefunden. Das Mündener Museum hat es als Dauerleihgabe an das dortige Goethe-Museum gegeben. Leider könne es dort wegen Umbauarbeiten noch nicht gezeigt werden, sagte Hann. Mündens Museumsleiterin Martina Krug.

Nicht immer wurden Eberleins Gips-Originale, nach denen der Künstler Skulpturen aus Bronze und Marmor gestaltet hat, so geschätzt wie heute. In Hann. Münden wurden viele dieser Arbeiten, die der Künstler seiner Heimatstadt für das Museum vermacht hatte, in den 1960er Jahren beim Umbau des Schlosses zerschlagen und verschwanden als Packlage unter einem Bohlenfußboden, wo sie später wiederentdeckt wurden. Viele Jahre verstellte der Stempel „pompöser Kitsch“ den Blick auf das Werk Eberleins.

 

Dass viele seiner Arbeiten gerettet werden konnten, ist das große Werk der Gustav-Eberlein-Forschung, die im vergangenen Jahr ihren 40. Geburtstag feierte. Elgard Steinmüller erinnerte daran in ihrem Vortrag zur Eröffnung der Sonderausstellung, der nun in dem neuen Band auch in Textform vorliegt. Darin zeigt sie zudem auf, wie sich der Verein weiter bemüht, die Werke Eberleins einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. „Erforschen, Entdecken, Bewahren, Verbreiten“ lautet der Titel in dem neuen Band.

Der Kunsthistoriker Martin Henze geht in seinem Beitrag unter dem Titel „Ein Kreuz mit dem Kreuz“ auf Spurensuche nach Eberleins verschwundenem Kruzifix aus St. Aegidien. Henze zeichnet Eberleins Werdegang und Entwicklung anhand mehrerer Kreuzesdarstellungen nach.

„Die Macht des Meeres“ ist das Thema der Kunsthistorikerin Ute Sellmer. Sie ist wie Henze Mitglied der Gustav-Eberlein-Forschung. Dabei geht es um „Eberleins Kolossalgemälde im Rittersaal“, wie es im Untertitel heißt. Es hing in Eberleins Berliner Atelier und wurde erstmals öffentlich im Jahr 1900 auf der „Großen Berliner Kunstausstellung“ gezeigt. Anschließend, schreibt Sellmer, sei es nach Hann. Münden ins Eberlein Museum gekommen. Nach 1937 verliere sich die Spur. 1982 findet es sich dann eingerollt in schlechtem Zustand auf dem Dachboden des Welfenschlosses wieder. Zwei Jahre dauerte die Restaurierung.

Mit dem Poeten Eberlein beschäftigt sich Gisela Kaerger-Thiemann. Ihr Thema ist Eberleins Schrift „Riekchen Niedlichs Besuch in Münden“. Zur Ausstellung las sie daraus.

Hann. Mündens Stadtarchivar Stefan Schäfer ordnet das Leben Eberleins in die Stadtgeschichte ein. „Eine Stadt im Aufbruch“ ist der Titel seines Beitrags. „Die Entwicklung Mündens zu Lebzeiten von Gustav H. Eberlein (1847 -1926)“, so der Untertitel.

Die 120-seitige Schrift „Von Münden in die Welt!“ mit den Vorträgen des Begleitprogramms zur gleichnamigen Ausstellung kann über den Verein Gustav-Eberlein-Forschung, Professor Eberleinstraße 6, in Hann. Münden (Telefon: 05541/31564) bezogen werden. Er kostet zehn Euro.

 

Mündener Allgemeine vom 03.02.2023

 

Die Rückkehr des Kaisers

 

SCHÄTZE IM MUSEUM - Eberleins Werk wurde restauriert

Von Bettina Wienecke

 

                              Zwischenstopp im Museumsdepot: Der Bildhauer Erhard Joseph brachte die von ihm restaurierte Büste von Kaiser Wilhelm II.

bereits im Juli zurück ins Welfenschloss. Foto: Bettina Wienecke

 

Hann. Münden – Nach der Ausstellung „Von Münden in die Welt!“, die anlässlich des 175. Geburtstages des Bildhauers, Malers und Poeten Gustav Heinrich Eberlein (1847-1926) stattfand, bleibt das Städtische Museum im Welfenschloss noch bis Anfang April 2023 geschlossen.

Bei der Finissage der Schau wurde im Rittersaal des Welfenschlosses gleich ein doppelter Geburtstag gefeiert: Es galt auch das 40-jährige Bestehen des Vereins Gustav-Eberlein-Forschung zu würdigen. „Ich kann mich gar nicht genug bedanken und möchte die tolle Zusammenarbeit gern weiterführen“, sagte Martina Krug, die Leiterin des Städtischen Museums, die auch die langjährige Arbeit des Restaurators Erhard Joseph lobte.

Der Verein hatte die Ausstellung zwei Jahre lange vorbereitet und die Ausrichtung aufgrund der aktuellen politischen Lage nochmals angepasst. „Wir zeigen nicht nur den Siegestaumel der Kaiserzeit, sondern mit den Eberlein-Werken Das Leid und Der verlorene Sohn auch die Auswirkungen des Krieges“, berichtete die Vorsitzende Rosemarie Münder.

Den Büsten von Kaiserin Auguste Viktoria und von Kaiser Wilhelm II. wurden Arbeiterfiguren gegenübergestellt. Zu den Exponaten, die vor der Ausstellung hergerichtet wurden, gehört die Büste von Kaiser Wilhelm II., die der Künstler, Bildhauer und Eberlein-Experte Erhard Joseph aus Adelebsen restauriert hat. Die Gips-Büste von Kaiserin Auguste Viktoria von Gustav Eberlein aus dem Jahr 1913 konnte so gemeinsam mit der Gips-Büste von Kaiser Wilhelm II. aus dem Jahr 1897 gezeigt werden. Auguste Viktoria Friederike Luise Feodora Jenny von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1858 bis 1921) war die Gemahlin von Kaiser Wilhelm II. und somit von 1888 bis 1918 Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen. Am 27. Februar 1881 heiratete sie Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) in Berlin, der damals noch Prinz Wilhelm von Preußen war. Nach ihrer Fertigstellung brachte Erhard Joseph im Juli die Büste des Kaisers in ein Depot des Städtischen Museums im Welfenschloss. Bereits dort zeigte sich, wie gut dem Restaurator die aufwendige Tönung des Gipses nach der Vervollständigung der Büste gelungen ist.

 

Mündener Allgemeine vom 13.01.2023

 

Dr. Eisenbart in Aktion

 

SCHÄTZE IM MUSEUM - Gustav Eberlein und der Wanderchirurg

Von Bettina Wienecke

 

Eisenbart und sein Patient: Der Bildhauer Gustav Eberlein (1847-1926) stellte den Wanderchirurgen beim Ziehen eines Zahnes dar. Auf dem rechten Bild ein Selbstbildnis Gustav Eberleins im Jahr 1900. Fotos: Bettina Wienecke

 

Hann. Münden – Nach der Ausstellung „Von Münden in die Welt!“, die anlässlich des 175. Geburtstages des Bildhauers, Malers und Poeten Gustav Heinrich Eberlein (1847-1926) stattfand, bleibt das Städtische Museum im Welfenschloss noch bis Anfang April 2023 geschlossen.

Dort gab es nicht nur ein modern anmutendes Selbstbildnis des Künstlers von 1900 aus dunkel getöntem Gips zu sehen, Gustav Eberlein erinnerte mit einer großen Figurengruppe aus Gips aus dem Jahr 1913 auch an den barocken Wanderchirurgen Doktor Eisenbart (1663-1727), zu dessen 250. Geburtstag er ein Denkmal entworfen hatte. Die geplante Bronzeskulptur als Mittelpunkt der Brunnenanlage wollte der Künstler eigentlich der Stadt Hann. Münden schenken. „Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges hat die Realisierung verhindert, ein zweiter Anlauf scheiterte 1917 an der schwierigen Finanzlage der Stadt“, erfuhren die Besucher im Museum.

„Ich bin der Dr. Eisenbart, kurier die Leut nach meiner Art. Kann machen, dass die Blinden gehen und dass die Lahmen wieder sehn“, heißt es in einem Spottlied. Dabei hatte Eisenbart durchaus Erfolge aufzuweisen: Er erfand eine Nadel zum Starstechen und einen Haken, um Polypen zu entfernen. Er soll auch Medikamente entwickelt und Bruchbänder angefertigt haben. Bei Frauenkrankheiten assistierte ihm seine Frau Elisabeth. Das Paar hatte sieben Kinder. Die Geschichte des Doktor Eisenbart (auch: Eisenbarth, Eysenbart oder Eysenparth) erfährt man unter anderem auf der Homepage hann.muenden-erlebnisregion.de verbunden mit einem touristischen Angebot. Johann Andreas Eisenbart wurde 1663 in der Oberpfalz als Sohn eines Augenarztes (Okulisten) sowie Bruch- und Steinschneiders (Wundarztes) geboren. Zehn Jahre lernte er bei seinem Schwager in Bamberg, der ebenfalls Okulist und Wundarzt war. In Altenburg in Thüringen machte er sich schließlich selbstständig und wohnte dort von 1685 bis 1703 mit seiner Familie. 1703 erwarb Eisenbart in Magdeburg ein stattliches Haus. In 83 Orten war der Wanderchirurg auf Märkten tätig und erhielt von deutschen Fürsten Privilegien. Er soll Augenleiden (Staroperationen), Leisten- und Hodenbrüche, Blasensteine, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und Krebs behandelt haben. 1727 machte er nach einem Schlaganfall in Göttingen sein Testament. Am 11. November 1727 starb er in Hann. Münden im damaligen Gasthaus Zum Wilden Mann an der Langen Straße. Beigesetzt wurde Eisenbart in einer Gruft im Chorraum vor dem Altar der St. Aegidienkirche, an deren Nordseite 1837 ein barocker Grabstein zu seinem Gedenken aufgestellt wurde. Das Städtische Museum am Schlossplatz 5 wird nach seiner Winterpause Anfang April 2023 wieder öffnen.

 

Mündener Allgemeine vom 23.12.2022

 

Erinnerungen an den kleinen Anzio

 

SCHÄTZE IM MUSEUM - Gustav Eberlein verewigte Sohn kurz vor seinem Tod in einer Zeichnung

Von Bettina Wienecke

 

Bezaubernd und innig: Eberleins Zeichnung zeigt Helene mit dem gemeinsamen Sohn Anzio. Er starb im Alter von nur drei Jahren. Das rechte Bild,
ein von Hermann Barrenscheen 1921 signiertes Ölgemälde, zeigt Helene im Alter von 68 Jahren. Repros: Bettina Wienecke
 
 

Hann. Münden – Nach der Ausstellung „Von Münden in die Welt!“, die anlässlich des 175. Geburtstages des Bildhauers, Malers und Poeten Gustav Heinrich Eberlein (1847-1926) stattfand, bleibt das Städtische Museum im Welfenschloss noch bis Anfang April 2023 geschlossen.

Auch bei dieser Sonderausstellung gelang es dem Verein Gustav-Eberlein-Forschung, bisher nicht gezeigte Leihgaben aus Privatbesitz zu präsentieren. Besonders anrührend ist Eberleins Zeichnung, die seine erste Frau Helene mit dem Sohn Anzio zeigt.

Der Kleine starb im Alter von drei Jahren an Diphtherie. Gustav Eberlein, der später zum Professor ernannt wurde, heiratete die 20-jährige Helene von Frankenberg und Ludwigstein im Jahr 1873, die Ehe wurde 18 Jahre später geschieden. Interessant ist daher auch das Gemälde, das Helene Eberlein in späteren Jahren mit 68 Jahren zeigt. Hermann Barrenscheen (1882-1953) hat es im Jahr 1921 signiert.

Er porträtierte sie als immer noch schöne Frau mit großer Ausstrahlung. Wer die Ausstellung, die kürzlich endete, verpasst hat, wird die Zeichnung und das Gemälde wohl auch später im Museum betrachten können.

Es heißt, die Leihgeberin habe erwogen, die Werke dem Museum zu überlassen. Bereits in der Schau „Eberlein neu entdecken!“, die zu Eberleins 170. Geburtstag im Jahr 2017 im Städtischen Museum stattfand, waren bisher ungezeigte Exponate zu sehen. Besonders anrührend war damals Eberleins Porträt aus Privatbesitz, das den 1878 geborenen Anzio Eberlein mit blondem Lockenkopf zeigt. Das Bild entstand im Jahr 1881, als noch niemand ahnen konnte, dass der Kleine wenig später erkranken und sterben würde. 1892 heiratete Gustav Eberlein seine zweite Frau Maria, geb. Gräfin von Hertzberg, Tochter des preußischen Generalmajors Julius von Hertzberg.

In der Dauerausstellung des Museums ist eine Gipsbüste der wunderschönen Künstlerin zu sehen. Gustav Eberlein hat das Abbild von Maria Eberlein, mit der er bis 1912 verheiratet war, in zahlreichen Werken festgehalten.

Sie galt als seine Muse und wurde in Gips sowie in Zeichnungen und Gemälden von ihm verewigt.

 

Mündener Allgemeine vom 2.11.2022

 

Verkörperung der Grazie

 

SCHÄTZE IM MUSEUM - „Dornauszieher“ brachte den Durchbruch

Von Bettina Wienecke

 

Bei der Finissage der Eberlein-Ausstellung: Ulla Gotthardt gewann bei der Tombola einen signierten Band des neuen Werk-verzeichnisses von Rolf und Rudo Grimm. Das Städtische Museum zeigt das getönte Gipsmodell des Dornausziehers von Gustav Eberlein in der Dauerausstellung.                      Fotos: Bettina Wienecke

 

 

Hann. Münden – 1732 Besucher haben das Städtische Museum im Welfenschloss seit der Öffnung am 1. April nach der Winterpause bis Ende Oktober 2022 besucht.

Nach der Finissage der Ausstellung „Von Münden in die Welt!“, die anlässlich des 175. Geburtstages des Bildhauers, Malers und Poeten Gustav Eberlein (1847-1926) stattfand, bleibt es wieder bis Anfang April geschlossen. Ulla Gotthardt aus Hannover gewann bei der Tombola zur Finissage den ersten Preis, einen signierten Band des neuen Eberlein-Werkverzeichnisses von Rolf und Rudo Grimm. Das Titelbild zeigt den „Dornauszieher“ von Gustav Eberlein.

Das Gipsoriginal aus dem Jahre 1879 ist im Städtischen Museum in Münden zu sehen. Der Berliner Architekt Martin Gropius (1824-1880) stellte dem gebürtigen Spiekershäuser ein Atelier zur Verfügung, in dem er den Dornauszieher schuf.

Mit ihm gelang dem Künstler der Gründerzeit der Durchbruch als Bildhauer. Zwei Studienreisen nach Italien inspirierten Eberlein zuvor nachhaltig. Die Meister der italienischen Renaissance, vor allem Michelangelo Buonarroti, begeisterten ihn und beeinflussten ihn besonders in seiner ersten Schaffenperiode von 1870 bis 1882, die stark von antiken Motiven geprägt war.

Mit der Skulptur des Dornausziehers erzielte Eberlein die kleine Goldmedaille der Akademie der Künste und wurde Lehrer für figürliche Bildhauerei am Kunstinstitut des Berliner Gewerbemuseums.

Der Dornauszieher ist ein junger Hirte, der dabei ist, sich einen Dorn aus dem Fuß zu entfernen. Im Mittelalter wurde ein Dorn, der „Stachel im Fleisch“, als Symbol der Erbsünde angesehen und der Dornauszieher als Darstellung des vom richtigen Weg abgekommenen Sünders gedeutet. Seit der Neuzeit verkörpert er nun auch die Grazie.

Das Gipsoriginal gehört zu den Werken, die Eberlein bei der Gründung des „Eberlein- und Altertümermuseums“ 1898 ins Welfenschloss brachte (heute: Städtisches Museum). Während das Gipsmodell dort in der Dauerausstellung gezeigt wird, wurde das Marmor-Original 1886 von der Nationalgalerie in Berlin angekauft.

Es wird im Treppenhaus der Alten Nationalgalerie Berlin auf der Museumsinsel präsentiert.

Das Städtische Museum am Schlossplatz 5 wird nach seiner Winterpause Anfang April 2023 wieder öffnen.

 

Mündener Allgemeine vom 11.11.2022

 

Falstaff, wie er leibt und lebt

 

SCHÄTZE IM MUSEUM - Beeindruckende Büste von De Souza

Von Bettina Wienecke
 

Ausdrucksstarke Darstellung: Gustav Eberlein schuf die Büste des portugiesischen Kammersängers De Souza

in der Rolle des Falstaff im Jahr 1896. Foto: Bettina Wienecke

 

Hann. Münden – „Eberlein-Ausstellungen sind immer Besucher-Magneten“, berichtet Gudrun Richau vom Museumsteam des Städtischen Museums im Welfenschloss auf Nachfrage. In der Zeit der Sonderausstellung vom 7. August bis zum 31. Oktober kamen allein 573 Besucher gezielt zu der Ausstellung „Von Münden in die Welt!“, die anlässlich des 175. Geburtstages des Bildhauers, Malers und Poeten Gustav Heinrich Eberlein stattgefunden hat.

Zu den Werken von Gustav Eberlein, die Besucher besonders in ihren Bann ziehen, gehört die Büste des Kammersängers De Souza in der Rolle des Falstaff. Erhard Joseph aus Adelebsen hat sie vor einigen Jahren aufwendig restauriert. „Seit nunmehr fast 40 Jahren steht uns der Bildhauer und Eberlein-Restaurator Erhard Joseph zur Seite. Er hat die Figuren wieder zum Leben erweckt“, sagt Elgard Steinmüller, Geschäftsführerin der Gustav-Eberlein-Forschung.

„Ich habe damals unter anderem beide Ohren und beide Wangen wieder hergestellt“, berichtet Erhard Joseph. Bevor die Sonderausstellung begann, hat er nochmals Schäden behoben. Die Porträtbüste „De Souza als Falstaff“ entstand 1896. Durch die ansprechende Gestik, die halb geschlossenen Augen und den mächtigen Oberkörper wirkt der Bariton lebendig. Er trägt ein Renaissancekostüm mit spanischem Kragen und hält einen Ring in seiner linken Hand.

Am Sockel, unter De Souzas Namen, befindet sich das Pagenlied aus dem zweiten Akt in Noten und als Schrift.

Der portugiesische Kammersänger De Souza wurde in der Rolle des korrupten Ritters Falstaff in der Berliner Oper gefeiert. Giuseppe Verdi (1813-1901), der 80-jährig mit seiner 28. Oper nochmals Musikgeschichte schrieb, betrachtete Falstaff eher wohlwollend: „Ein lustiges Original eines zeitlosen Schurken“. Die Figur des Sir John Falstaff taucht erstmals in William Shakespeares Stücken „Heinrich IV.“ und „Die lustigen Weiber von Windsor“ auf. Arrigo Boito schuf Falstaff als lyrische Komödie nach den lustigen Weibern und fragte bei dem Komponisten Verdi an. Dieser zögerte zunächst aus Altersgründen, komponierte aber im Geheimen als Zeitvertreib und fand Gefallen an der Komischen Oper, die dann 1893 in Mailand uraufgeführt wurde. Wie berichtet, ist das Städtische Museum am Schlossplatz 5 in diesem Jahr bereits in die Winterpause gegangen. Anfang April 2023 soll es wieder öffnen.

Mündener Allgemeine vom 02.11.2022

 

 

„Er war ein Schwergewicht“

 

Sonderausstellung zu Künstler Gustav Eberlein beendet

Von Bettina Wienecke
 

Das Ausstellungs-Team: Unser Bild zeigt (von links) Johann-Georg Münder (Schatzmeister der Gustav-Eberlein-Forschung), Ute Sellmer (Zweite Vorsitzende), Martin Henze (Kunsthistoriker), Erhard Joseph (Restaurator), Elgard Steinmüller (Geschäftsführerin), Stefan Schäfer (Stadtarchivar), Rosemarie Münder (Erste Vorsitzende) und Martina Krug (Museumsleiterin). Foto: bettina wienecke

 

Hann. Münden – Am Sonntag ging sie zu Ende, die Ausstellung „Von Münden in die Welt!“, die anlässlich des 175. Geburtstages des Bildhauers, Malers und Poeten Gustav Eberlein stattfand. Wie berichtet, geht das Städtische Museum ab 1. November in eine frühzeitige Winterpause.

Bei der Finissage im Rittersaal im Welfenschloss wurde ein Doppel-Geburtstag gefeiert: Es galt auch, das 40-jährige Bestehen des Vereins Gustav-Eberlein-Forschung zu würdigen. „Ich kann mich gar nicht genug bedanken“, sagte die Leiterin des Städtischen Museums, Martina Krug. „Ich möchte die tolle Zusammenarbeit gern weiterführen.“

Stadtarchivar Stefan Schäfer konnte selbst erfahrene Eberlein-Experten bei seinem abwechslungsreich bebilderten Vortrag „Eine Stadt im Aufbruch - Die Entwicklung Mündens zu Lebzeiten von Gustav Heinrich Eberlein (1847-1926)“ mit Neuigkeiten überraschen.

Eberleins verwitweter Vater hatte als Steueraufseher eine Schmugglerin aufgegriffen, erfuhren die zahlreich erschienenen Besucher. Die 26-Jährige wurde seine zweite Frau, sie ist die Mutter von Gustav Eberlein. Aus dem 150-Seelen-Dorf Spiekershausen zog die Familie nach Hann. Münden, das für Eberlein zur Heimat wurde.

Als 23-Jähriger ging er nach dem Besuch der Kunstschule in Nürnberg nach Berlin, das damals 800 000 Einwohner hatte. „Er wurde zum Popstar eines sich entwickelnden Kulturbetriebes“, berichtet der Stadtarchivar, der auch die Bedeutung des Künstlers für Hann. Münden beleuchtete.

Gemeinsam mit dem 2007 verstorbenen Heimatforscher Günther Kaerger gehört Prof. Rolf Grimm zu den Gründern der Gustav-Eberlein-Forschung. Sie dient seit 1982 der Erforschung, Wiederbelebung, Bewahrung und Verbreitung seines Werkes. „Rolf Grimm wäre sehr gerne hier“, sagte Stefan Schäfer. Der Eberlein-Experte und langjährige Erste Vorsitzende der Eberlein-Forschung hat mit seinem Sohn Dr. Rudo Grimm 2020 ein neues Werkverzeichnis herausgebracht. Bei der Tombola ging es als erster Preis an die Besucherin Ulla Gotthardt, die sich sehr freute. „Eberlein war ein Schwergewicht in der Kunst und Kultur“, sagte sie, als sie den wunderbaren, reich bebilderten und recht schweren Band in den Händen hielt.

Für den musikalischen Rahmen mit Werken von Johannes Brahms bis George Gershwin sorgten Claudia Rinaldi und ihr Ehemann Volodia Mykytka (Flügel und Viola). Ihr elfjähriger Sohn Raffael Mykytka spielte mit seiner Mutter „Die Moldau“ von Smetana vierhändig am Flügel. Elgard Steinmüller, Geschäftsführerin der Gustav-Eberlein-Forschung, warb um Spenden und neue Mitglieder.

„Die Depots, in denen Eberleins Werke gelagert werden, sind als unzureichend zu betrachten“, sagte sie. Ferner sollen weitere Werke und Gips-Originale wieder hergestellt und restauriert werden.  

 

Mündener Allgemeine vom 21.10.2022

 

 

Riekchen Niedlich in Münden SCHÄTZE IM MUSEUM Lesung aus einem Gedichtband

 

Von Bettina Wienecke

 

Prosa im Museum: Gisela Kaerger-Thiemann (von links) wurde bei ihrer Lesung aus Eberleins Band „Riekchen Niedlichs Besuch in Münden“ unter anderem von Dominik (12), Noemi (10) und Helena Steinmüller (12) unterstützt. Foto: Bettina Wienecke

 

Hann. Münden – Wer sie noch besuchen möchte, muss sich beeilen: Die Sonderausstellung „Von Münden in die Welt!“ zum 175. Geburtstag des Bildhauers, Malers und Poeten Gustav Heinrich Eberlein (1847-1926) im Städtischen Museum im Welfenschloss in Hann. Münden zeigt den Künstler in seiner ganzen Schaffenskraft. Nach der letzten Öffnung am Sonntag, 30. Oktober, mit einer Finissage und der Feier des 40-jährigen Bestehens des veranstaltenden Vereins Gustav-Eberlein-Forschung geht das Museum bis Anfang April 2023 in eine vorgezogene Winterpause.

Die Prosa-Lesung von Gisela Kaerger-Thiemann, die mit ihrer Familie über ihren verstorbenen Vater Günther Kaerger eng mit der Eberlein-Forschung verbunden ist, kam sehr gut an. Im großen Römersaal des Museums fanden die Besucher Platz, um Auszügen aus Eberleins Dichtung „Riekchen Niedlichs Besuch in Münden“ zu lauschen.

Neben Rosemarie Münder (geborene Kaerger), der Ersten Vorsitzenden, ihrem Ehemann Johann-Georg Münder und der zweiten Vorsitzenden Ute Sellmer, gestalteten Dominik (12), Noemi (10) und Helena Steinmüller (12) die Lesung mit. Elgard Steinmüller, die Geschäftsführerin der Eberlein-Forschung, hatte drei ihrer Enkelkinder dafür gewinnen können. „Obwohl es 150 Jahre her ist, ist es doch relativ aktuell“, berichtet Dominik. Auch seine beiden Cousinen haben für die Lesung fleißig geübt.

In Kalau (heute: Calau), Heimat der Bezeichnung „Kalauer“ für lustige Wortspiele, ist das Riekchen aufgewachsen, ihre Mutter „übersät mit falschen Locken strickte fleißig der Verwandtschaft Socken“, reimt Gustav Eberlein, der seinen Band liebevoll mit Zeichnungen versehen hat. Rieckchen steht der Sinn nach einem Trompeter. Den lernt sie auch kennen und lieben, als sie ihren Onkel Pelle und seine Familie in Münden besucht.

 

 

 

Mündener Allgemeine vom 09.09.2022

 

 

Die Geburt der Venus

 

SCHÄTZE IM MUSEUM - Eberlein-Ausstellung im Welfenschloss

Von Bettina Wienecke

 

Ausdrucksstark: Drei mal sieben Meter ist das Gemälde „Die Macht des Meeres“ von Gustav Eberlein groß, unser Foto zeigt die Venus auf der linken Seite des Gemäldes (Ausschnitt). Foto:  Bettina Wienecke 

Die Zinkbronze „Der Gesang – Romeo“ aus dem Jahr 1880 (rechtes Bild) ist derzeit in der Sonderausstellung zu sehen. Foto: Eberlein-Archiv

 

 

Hann. Münden – Die Sonderausstellung „Von Münden in die Welt“ zum 175. Geburtstag des Bildhauers, Malers und Poeten Gustav Heinrich Eberlein (1847-1926) im Städtischen Museum im Welfenschloss in Hann. Münden zeigt den Künstler in seiner ganzen Schaffenskraft.

Zu den Leihgaben, die zu sehen sind, gehört die fein ausgearbeitete Zinkbronze „Der Gesang – Romeo“ aus dem Jahr 1880. Sie mag Bezug nehmen auf die Tragödie „Romeo und Julia“ von William Shakespeare, die im Jahr 1597 erschien. Keine Leihgabe, sondern seit 1989 im Rittersaal des Schlosses zu finden, ist das drei mal sieben Meter große Ölgemälde „Die Macht des Meeres“ von Gustav Eberlein. Das Kolossal-Gemälde entstand zwischen 1895 und 1899. Es war keine Auftragsarbeit und befand sich zunächst in Eberleins Atelier in Berlin. Zur großen Berliner Kunstausstellung im Jahre 1900 stellte er es der Öffentlichkeit vor. Anschließend wurde es vermutlich nach Hann. Münden verbracht. 1982 wurde das Gemälde auf dem Dachboden des Welfenschlosses wiederentdeckt. Für die Restaurierung des nicht sachgemäß aufbewahrten Werkes entstanden Kosten in Höhe von 70 000 DM. Diese konnten mithilfe der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, der Sparkasse Münden und der Unterstützung durch die Gustav-Eberlein-Forschung unter dem Vorsitz von Prof. Rolf Grimm aufgebracht werden. Die Bildkomposition zeigt eine ineinanderfließende Trilogie, die sich aus drei Bereichen zusammensetzt. Sie können als „Geburt - Leben - Tod“, als „Werden - Sein - Vergehen“ oder als „Morgen - Tag - Nacht“ gedeutet werden. Der linke Teil stellt die Geburt der Venus dar. Die Mitte des Bildes zeigt das Spiel der Meerjungfrauen und Meeresungeheuer und damit den „Gesang des Meeres“. Im rechten Teil des Bildes ist der Tod in den Wellen zu sehen. Am Samstag, 10. September, gibt es ab 15 Uhr im Rittersaal einen Bildvortrag der Kunsthistorikerin M.A. Ute Sellmer über das Gemälde „Die Macht des Meeres“ von Gustav Eberlein. Die zweite Vorsitzende der Gustav-Eberlein-Forschung und Buchautorin war bei der Wiederentdeckung des Gemäldes dabei (Eintritt frei).

Mündener Allgemeine vom 20.08.2022

 

Siegestaumel bis Krieg 

Ausstellung zeigt Gegensätze

 

von Bettina Wienecke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei der Eröffnung: Rosemarie Münder, Erste Vorsitzende (links) und Elgard Steinmüller, Geschäftsführerin der Gustav-Eberlein-Forschung,

an einer Reproduktion des Gemäldes von Anton von Werner. Fotos: Bettina Wienecke

 

Hann. Münden – Nun hat es doch noch geklappt: Mit vierwöchiger Verspätung wurde die Sonderausstellung „Von Münden in die Welt!“ zum 175. Geburtstag des Bildhauers, Malers und Poeten Gustav Heinrich Eberlein (1847-1926) im Städtischen Museum in Hann. Münden eröffnet.

Der defekte Fahrstuhl im Welfenschloss hatte den ursprünglichen Termin verhindert, da schwere Gipsoriginale zu transportieren waren. Die Schau, die zunächst bis zum 30. Oktober geht, findet mit Unterstützung der Stadt Hann. Münden, des Landkreises Göttingen (durch den Fonds für Kunst- und Kulturschaffende) und der Sparkasse statt, die sich an den Kosten des 84-seitigen bebilderten Ausstellungskatalogs beteiligt hat.

„Insbesondere danken wir allen, die mit Schenkungen und Rückführungen von Exponaten das Museum bereichert haben“, sagte Rosemarie Münder, Erste Vorsitzende des Vereins Gustav-Eberlein-Forschung, nach dem Grußwort von Hann. Mündens Bürgermeister Tobias Dannenberg. Der Verein hat die Ausstellung seit 2020 vorbereitet und die Ausrichtung aufgrund der aktuellen politischen Lage nochmals angepasst. „Wir zeigen nicht nur den Siegestaumel der Kaiserzeit, sondern mit den Eberlein-Werken „Das Leid“ und „Der verlorene Sohn“ auch die Auswirkungen des Krieges“, berichtet Rosemarie Münder.

Den Büsten der Kaiserin Auguste Viktoria und des Kaisers Kaiser Wilhelm II. wurden Arbeiterfiguren – ein Bleigießer, ein Industriearbeiter und ein Bergarbeiter – gegenübergestellt.

Fragmente von Eberleins Gips-Originalen, die 1960 achtlos zerstört wurden, werden mit restaurierten und teilrestaurierten Skulpturen gezeigt. Der Bildhauer Erhard Joseph, der seit vielen Jahren Eberlein-Werke restauriert, hat die Kaiserbüste erst kürzlich für die Ausstellung hergerichtet.

Elgard Steinmüller, langjährige Geschäftsführerin der Eberlein-Forschung, zeigte mit ihrem Vortrag „Erforschen-Entdecken-Bewahren-Verbreiten“ zum 40-jährigen Bestehen des Vereins dessen beachtliches Wirken auf.

Das Rahmenprogramm zur Ausstellung ist kostenfrei, wie die Museumsleiterin Martina Krug berichtet. Heute findet um 18 Uhr ein Bildvortrag im Rittersaal statt. Der Kunsthistoriker M.A. Martin Henze, der an der Ausstellung mitgearbeitet hat, wird über „Ein Kreuz mit dem Kreuz“ berichten. Es geht um Gustav Eberleins verschwundenes Kruzifix aus St. Aegidien.

Am Samstag, 10. September, gibt es um 15 Uhr im Rittersaal einen Bildvortrag der Kunsthistorikerin M.A. Ute Sellmer über das drei mal sieben Meter große Gemälde „Die Macht des Meeres“ von Gustav Eberlein, das sich dort befindet. Die zweite Vorsitzende der Gustav-Eberlein-Forschung und Buchautorin über Eberlein war 1982 bei der Wiederentdeckung des zusammengerollten und stark beschädigten Kolossalgemäldes auf dem Dachgeschoss des Schlosses dabei.

 

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