Dornauszieher, 1879, Gips getönt

 

H = 1.50 m, B = 0,58 m, T = 0,80 m
grünlich getönter Gips, vermutlich nicht Originalzustand, unsigniert.


Entstanden um 1880 in den Kellerräumen des Kunstgewerbemuseums in Berlin (Martin Gropius Bau). Wurde auf der 54. Akademieausstellung in Berlin 1880 mit der kleinen goldenen Medaille ausgezeichnet.


Das Motiv des Dornausziehers geht auf ein antikes Thema zurück. Das bekannteste Werk ist der "kapitolinische Dornauszieher", das eine römische Kopie nach einem Bronzeoriginal aus dem 2.Jhr. v.Chr. ist. Auf einer antikisierenden Amphora sitzt die Idealgestalt eines jugendlichen Knaben. Dieser zieht mit der rechten Hand das linke Bein an den Körper heran und schaut nach seiner Fußsohle. Der Knabe mit dem Weinlaubkranz und der Panflöte in der Hand ist leicht als einer vom Gefolge des Bachus zu erkennen. Die seelische Spannung über das Woher des Schmerzes am Fuß zeichnet sich deutlich am Gesichtsausdruck ab. Der Mund ist leicht geöffnet und die Stirn zwischen den Brauen fragend und unsicher zusammengezogen. Nicht der Moment des Dornausziehens, sondern ein Moment vorher und nachher wird hier zur Darstellung gebracht. Das Motiv dieser bildhauerischen Idee wird als "figura serpentinata" bezeichnet.


Mit diesem Werk gelang Eberlein der künstlerische Durchbruch. Begeistert schrieb der Biograph Adolf Rosenberg 1903, dass das Werk "aus dem an dem Studium der Antike entflammten Schönheitsenthusiasmus" geschaffen sei. Und Eberlein beschrieb das so: "Seele möchte ich in das schöne kalte Antlitz antiker Kunst pressen. Das Leid und die Runen echten Schmerzes möchte ich in der Menschen Gesicht und Körper graben könnnen, ohne der Schönheit des Werkes wehe zu tun. Tausend gute, inhaltreiche und darum unverkäufliche Kunstwerke möchte ich zur Freude meiner Zeitgenossen schaffen.,"

 

Die Marmorausführung wurde im Jahre 1886 von der Nationalgalerie Berlin erworben, heute im Treppenhaus der Alten Nationalgalerie Berlin, Museumsinsel. Weitere Marmorausführung Tanzschule Hamburg (Grimm), Variante (mit Tuch). Bei Grimm halbe Höhe in Marmor, keine Bronzeversionen bekannt. 

 

Das Gipsopriginal ist ein Kernstück der Sammlung und gehörte zu den Werken, die Eberlein bei der Gründung des "Eberlein- und Altertümermuseums" (heute Städtisches Museum Hann.Münden) in das Welfenschloss 1898 überführte. 

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