Venus züchtigt Amor, 1891, Carrara-Marmor

 

H =  0,67 m, B =  0,28 m, T = 0,40 m
Signatur: G. Eberlein Roma 1891

 

Das Motiv der Mutter-Kind-Gruppe  wurde für die erste Kunstausstellung des neuen Landesausstellungsgebäudes in Berlin von Eberlein geschaffen. 

 

Eberlein stellt in seinem Werk eine Geschichte dar, die seit der Antike auf vielfältige Weise Einzug in die Kunst gefunden hat. Bereits in dem antiken Werk "Ovids Metamorphosen", aber auch in anderen Erzählungen wird von Amor und Venus berichtet. Im Lauf der Zeit wandelt sich die Darstellung von einem jugendlichen Amor, der rebellisch gegen seine missgünstige Mutter aufbegehrt und es entsteht das Bild von dem bis heute bekannten Bildmotiv des kleinen pausbäckigen Jungen, der gerade erst der Kinderwiege entwachsen zu sein scheint. An dieser Stelle entsteht durch die von Eberlein geschaffene Gruppe ein Übergang von der mythologischen Ebene zur profanen (alltäglichen) Darstellung der Bestrafung eines Kindes, wie sie im späten 19. Jahrhundert noch üblich war. 

 

Hierbei handelt es sich um das einzige Werk im Städtischen Museum Hann. Münden, das aus Carrara-Marmor besteht. Da die Figur aus einem großen Block geschlagen und nicht aus Ton, Gips oder Bronze modelliert bzw. gegossen wurde, wird sie als Skulptur bezeichnet und nicht als Plastik. Das Behauen von Marmor war eine besonders schwierige Kunst, die selbst viele ausgebildete Bildhauer nicht richtig beherrschten und so wurden meist italienische Experten engagiert, um die Skulpturen aus dem Marmorblock zu hauen. Gustav Eberlein gehörte zu den Bildhauern, die bei kleineren Werken wie diesem oder dem Dornauszieher in Berlin in der Lage waren, den Marmor ohne fremde Hilfe zu bearbeiten.

 

Dass Venus bereits mitten im Akt der Züchtigung steckt, wird zum einen durch das schmerzverzerrte Gesicht Amors verdeutlicht und zum anderen durch den zum Schlag leicht erhobenen Arm von Venus.

 

Eine Version in Bronze (ca. 1882-1884) befindet sich in der Kunsthalle Kiel, laut Werkverzeichnis (Grimm) sind mehrere Fassungen bekannt.

 

Das Werk kam als Schenkung 2007 aus Privatbesitz an die Stadt Hann. Münden in das Museum.

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© Gustav-Eberlein-Forschung e.V.