Viola, 1908, Gips
Viola Woog (1901-1973)
Viola ist die Tochter des jüdischen Geheimen Kommerzienrats Julius Woog (1865-1927). In Bingen geboren, zog Julius als junger Mann nach Berlin und erlangte als Bankier und Hotelier ein ansehnliches Vermögen. Viola trat das Millionen-Alleinerbe des Vaters an: mehrere Villen und u.a. große Teile des Nachlasses von Reinhold Begas.
Viola soll einen ganz besonders „eigenen“ Charakter gehabt haben.
Sie soll zwei zwielichtigen „Kaufleuten“ aus dem Nachbarhaus, die ihren entlaufenen Terrier „zufällig“ wiederfanden, 1972 ihre Prunkvilla am Ufer des Königs-Sees (Grunewald) im Schätzwert von 1,5 Millionen DM als Finderlohn geschenkt haben. Bedingung war, dass die jungen Leute ihr zeitlebens eine Rente von DM 1200,-- monatlich garantierten.
Elf Monate später starb sie. Universalerbe des gesamten anderen Vermögens, zu dem noch
eine weitere Villa gehörte, wurde der Tanzlehrer G.B.
Auf dem mit öffentlichen Mitteln restaurierten Familiengrab der Familie Woog in Wilmersdorf in der Nähe des Krematoriums ist nicht einmal der Name der im Juli 1973 im Alter von 71 Jahren Verstorbenen zu finden. Vor Zeugen hatten die „glücklichen“ Erben Viola versprochen, im Falle ihres Ablebens für eine würdige Grabstätte zu sorgen.
Mit Gustav Eberlein war Julius Woog bekannt, hatte dieser doch ihn und seine 1901 geborene Tochter Viola 1906 in lebensgroßen Marmorbüsten „verewigt“.
Julius Woog blieb seiner Heimatstadt Bingen immer verbunden. Er vereinbarte mit den Stadtverordneten, im Alten Badhaus eine Sammlung von großformatigen Kunstwerken des renommierten Berliner Bildhauers und Malers Prof. Gustav Eberlein in Form einer Schenkung aufzunehmen. Die neuen Museumsräume waren im April 1914 fertig gestellt, doch die Überführung der gestifteten Eberlein-Werke in die Stadt Bingen konnte nicht mehr erfolgen. Wegen des Kriegsausbruchs am 1.8.1914 standen Bahnwaggons für den Transport der teilweise überlebensgroßen Skulpturen von Berlin nach Bingen nicht mehr zur Verfügung.
Die zerschlagene Gips-Originalbüste der Viola wurde 1982 in Hann. Münden zwischen den Fußbodenbrettern auf dem Dachboden über dem Museum des Welfenschlosses aufgefunden. Zunächst wurde sie nur provisorisch zusammengesetzt.
2019 ließ die Gustav-Eberlein-Forschung e.V. die Büste so restaurieren, dass die Bruchstellen noch sichtbar sind, aber ausgestellt werden kann.