"Strafe" / "Die Nemesis erreicht den Verbrecher", 1899, Gips

 

H = 0,72 m, B = 0,60 m, T = 0,40 m

 

In der Kunstgeschichte kann das Symbol einer Kette auf vielerlei Weise gedeutet werden. Vom Zeichen der Befreiung bis zur Darstellung der Gefangennahme reicht die Bedeutungsebene. Gustav Eberlein weist in seiner Plastik auf die Konsequenz hin, die der Mensch zu erwarten hat, nachdem er sich schuldig gemacht hat. Der Person wird die Freiheit entzogen und um eine Flucht zu verhindern, werden ihr Arm- und Fußfesseln angelegt, so dass sie ihrer Strafe nicht mehr entgehen kann.

 

Die Allegorie der Strafe hat den schuldigen Täter zu Boden gestreckt und wird ihr Urteil über in fällen. Die Frauengestalt ist um die Hüften mit einem Tuch verhüllt und blickt triumphierend über ihren gerechten Sieg hinauf gen Himmel. Hinter ihrem Rücken hält sie die geöffneten Handfesseln des Täters, die sie ihm abgenommen hat, da er nicht mehr fluchtfähig zu sein scheint. Die Fußfesseln hingegen befinden sich noch geschlossen an den Fußgelenken des zu Bestrafenden. Dass dieser noch am Leben ist, wird durch sein linkes Bein angezeigt, welches sich trotz Fesseln noch nach oben reckt. Unklar ist, ob die Bewegung aufgrund von Schmerzen geschieht, die der Täter als Bestrafung erhält oder ob es sich dabei um ein letztes Aufbäumen vor dem Tod handelt, welchen der Schuldige als größtmögliche Strafe zu erwarten hat.

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